Das Interview ist am 21.02.22 im Oberbayerischen Volksblatt erschienen:
Wasserburg – Lawinenabgänge reißen alljährlich in den verschneiten
Alpen zahlreiche Menschen in den Tod, allein Anfang des Monats gab es
in Tirol rund zehn Opfer. Auch in den bayerischen Alpen gab es in dieser
Wintersaison bereits mehrere Lawinenunfälle, wie Werner Haas von der
Bergwacht Wasserburg unserer Zeitung berichtete. Eine besondere
Häufung von Lawinenunglücken sei aber nicht feststellbar. Anfang 2022
haben sich schon zwei tödliche Unfälle ereignet – auf dem Steintalhörndl
und der Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen. Davor wurden 2019
zwei Menschen in Bayern Opfer von Lawinenabgängen.
„Das wichtigste für den Skitourengeher ist eine gewissenhafte
Tourenplanung“ erklärt Haas. Er stellt oft fest, dass die unter anderem im
Internet veröffentlichten , sehr detaillierten Lawinenlageberichte nicht
aufmerksam genug gelesen würden. Nur auf die Warnstufen von eins bis
fünf zu schauen, genüge nicht.
Wenn eine Lawine den Berg herabstürzt, sei dies durch den
Schneedeckenaufbau zu erklären, so Haas. Ende Januar sei sehr viel
Neuschnee auf einmal zusammengekommen, und dieser Schnee sei auf
eine eisige Altschneedecke gefallen: „Dann verbinden sich die Schichten
nicht recht, was zu Abrissen führen kann“, so der Bergwachtler. Die Zahl
der gesamten Einsätze im Einzugsbereich der Bergwacht rund um die
Kampenwand beziffert er auf acht – in den Monaten Dezember und Januar.
Darunter fällt die Bergung eines 63-jährigen Rodlers, der beim Aufstieg
einen Herzanfall hatte. Lawinenunfälle habe es in dem Zeitraum an der
Kampenwand keine gegeben. Beim jüngsten Unfall stürzte vergangenes
Wochenende ein 45-jähriger Münchner bei der Abfahrt mit seinem Rodel
in einen Bach und zog sich mittelschwere Verletzungen zu.
1000 bis 2000 Bergfans stürmen laut Haas an schönen Tagen die
Kampenwand, darunter sind nach seiner Beobachtung immer mehr
Skitourengeher. „Das ist in den letzten Jahren ein extremer Trend
geworden.“ Und er warnt: Viele Sportler würden abseits von Pisten ins
verschneite Gelände gehen, wo sie die Gefahren wegen fehlender
Bergerfahrung nicht einschätzen könnten. Manche würden es auch mit der
Ausrüstung nicht so genau nehmen, zu der ein Verschüttetensuchgerät,
eine Schaufel und eine Lawinensonde gehörten. „Diejenigen, die diese
Sachen nicht dabei haben, begeben sich in Gefahr“, mahnt der Bergwachtler.